Sie konnte es nicht glauben


Kurz zurückgespult zu eine der längsten Tage meines Lebens (nur noch geschlagen von Paris 2011) - der 2. Oktober 2017 und der Geschichter einer Bachelorarbeit.

Ich wusste wirklich schon lange genung, dass ich für den erfolgreichen Abschluss des Studiums zwei Bachelorarbeiten verfassen musste. Relativ früh im Studium, in einer Phase mit sehr vielen Prüfungen und Vorlesungen fast jeden Abend der Woche musste wir uns bereits auf ein Thema für unsere 1.Arbeit festlegen. Da nicht wirklich viel Zeit war um genau zu recherchieren, hab ich mir damals einfach etwas überlegt, dass mich interessiert hat und draus ein Thema gebastelt, ohne groß Hintergrundrecherche zu betreiben. Es ging um CFO´s und ihre etisch-soziale Verantwortung.
Thema wurde genehmigt und mir wurde ein als sehr streng und pingelig bekannter Betreuer zugewiesen. Da ja noch genung Zeit war, hab ich gemacht, was jeder getan hätte und habe erst mal alles auf später verschoben und dachte, das wird schon irgendwie. Irgendwann wurde aus später natürlich jetzt und die Zeit wurde immer knapper. Also begann ich mit einer eher unmotivierten Recherche zum Thema, stellte fest, dass ich kaum brauchbare Literatur finden konnte, der Betreuer war immer noch pingelig (wie mir meine Kollegen, die ebenfalls bei ihm schrieben, berichteten) und ich war immer noch unmotiviert und habe den 1. und 2. Abgabetermin verstreichen lassen. Ich dachte, wenn nur genügend Druck besteht, wäre das Schreiben kein Problem mehr und so wartet ich darauf, das die übliche kurz vor Schluss Panik einsetzen würde und ich schon fertig werden würde. Aber irgendwie hat sich nix getan und irgendwann war klar, das ist auch nicht mehr zu schaffen. Also beantragte ich eine Karenzierung, verabschiedete mich von meinen echt liebgewonnenen Studienkollegen und erholte mich erst mal. Von Jänner bis zum Sommer hab ich wirklich keinen Gedanken mehr an das Studium verschwendet und habe alles mal wieder so gemacht, wie vor dem Abendstudium, und das war echt wirklich toll.
Anfang des Sommers musste ich mich wieder für das Studium anmelden und damit mich auch wieder mit der bevorstehenden Arbeit beschäftigen. Motiviert war ich immer noch nicht so sehr, aber dafür hatte sich in der Zwischenzeit mein Betreuer von der FH verabschiedet und mir wurde eine neue Betreuerin zugeteilt. Ich nahm meine Recherche also wieder auf, änderte das Thema etwas und stellte fest, dass es inzwischen wirklich ausreichend Literatur dazu gab. Also ab zur Bücherrei, alles ausgebort und runtergeladen, dass hilfreich sein könnten, einen Termin mit der neuen Betreuerin gemacht und dann schnell mal ein Konzept zusammengeschrieben.
Beim persönlichen Termin wurde dann klar, ich muss noch einiges nachbessern. Aber hey, ich hatte ja schon mal die halbe Miete - also legte ich alles wieder zur Seite und beschloss, es gemütlich im Juli fertig zu schreiben. Deadline war der 2.September, bis dahin sollte sich das locker ausgehen. Die Bücher hatte ich bereits mehrmals verlängert und zwischen Büro und Zuhause hin und her geschleppt, aber irgendwie brachte ich einfach nix weiter.
Dann war plötzlich der August halb um und unser Urlaub stand vor der Tür. Zuerst dachte ich noch, ich schreibe einfach vor dem Frühstück jeden Tag, aber irgendwie wäre dass ja dann auch kein Urlaub. Außerdem erreichte mich dann ein Email, dass es einen erneuten Betreuerwechsel gibt und somit suchte ich um eine Terminverschiebung an. Lucky me, wurde der genehmigt und ich durfte mein Konzept 2 Wochen später einreichen. Was soll ich sagen -  am Sonntag vor der Deadline hab ich das Konzept fertiggestellt und noch fristgerecht abgegeben.
Inzwischen hatte ich mich ja tatsächlich viel mit dem Thema beschäftigt und fand es nur noch langweilig und eine Menge BlaBla, aber es hilft ja nix, die Arbeit muss geschrieben werden. Mir war nicht ganz klar, ob mein Abgabetermin auch verschoben werden würde oder nicht, ursprünglich geplant war der 2.Oktober. Ich hab zwar etwas weiter geschrieben aber ich war schon sooo genervt und gelangweilt, dass ich es echt nicht über mich brachte, es fertig zu stellen.
Am 2. Oktober, mit einer 1/4 fertigen Arbeit, bin ich dann bereits um 5 ins Büro gefahren, um in Ruhe arbeiten zu können. Am Vormittag hab ich dann nochmal nachgehakt, ein bisschen hatte ich ja die Hoffnung, der Termin wäre doch erst später, aber ja - ich musste bis heute Mitternacht abgeben.
Also habe ich meine Arbeit erledigt und war dann noch bis kurz nach 9 Uhr abends im Büro um weiterzuschreiben. Ich bin ja echt selbst schuld, aber es war wirklich wahnsinn, und je später es wurde, umso mehr wurde mit klar, ich kann das gar nicht schaffen. Irgendwann beschloss ich, nach Hause zu fahren und den Rest dort fertig zu machen, bevor ich veilleicht mit dem Auto nicht mehr heimkommen würde. Zu Hause habe ich noch eine Stunde gearbeitet und dann völlig erschöpft eine wirklich miese Arbeit abgegeben.
Ich hab mich echt geschämt, ich weiß bis jetzt nicht, warum es mir so schwer gefallen ist, diese Arbeit zu schreiben und ordentlich zu erledigen, sonst ist das nicht mein Stil. Bereits am nächsten Tag bei der Abgabe der gedruckten Versionen sind mir sofort Fehler aufgefallen, es waren eigentlich viel zu wenig Wörter, und im Nachhinein hätte ich doch gerne nochmal mehr Zeit investiert. Aber gut, hilft ja alles nix. Abgegeben ist abgegeben - aber ich war mir absolut sicher, damit nicht psotiv abzuschneiden. Wenn jemand das wirklich ernsthaft prüft und beurteilt, kann das nur nicht genügend sein. Ich selbst hätte mir keine bessere Note gegeben.
Da ich so überzeugt davon war, dass sich mein Studium um ein weiteres Jahr verzögert, war ich natürlich nicht bei den Vorlesungen und hab mich auch nicht weiter auf Prüfungen vorbereitet.

So - und dann kam heute das Email - Befriedigend! Wie das zustande kommen konnte, echt keine Ahnung, aber ich bin sowas von erleichtert! Anscheinend gilt doch manchmal Glück vor Verstand.
Ich nehme das dankbar an und gelobe Besserung für die zweite Arbeit.










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